Interview mit den beiden BuFDis der Schule: Enes Erkmen und Finnian Lyons


Seit Beginn des Schuljahrs sind Enes Erkmen und Finnian Lyons als sogenannte „BuFDis“ bei uns an der Schule. Sie arbeiten für ein monatliches Taschengeld in der Kernzeitbetreuung, in der Nachmittagsbetreuung und in der Küche mit. In den Schulferien unterstützen sie den Hausmeister Hannes Gerlitzki und besuchen Seminare für Bundesfreiwillige. Wir haben ein Gespräch mit ihnen geführt.

Warum habt Ihr Euch für den Bundesfreiwilligendienst an unserer Schule entschieden?

Enes: Ich wollte eigentlich an eine Schule in Singen. Im Internet habe ich dann gesehen, dass an der Waldorfschule Wahlwies eine Stelle für einen BuFDi frei wird. Ich habe ein, zwei Tage hier hospitiert und gleich gemerkt, dass es hier anders ist als an anderen Schulen. Mich hat interessiert, warum es anders ist. Darum bin ich gekommen.

Finnian: Ich wusste nicht, was ich nach dem Abitur machen sollte. Da habe ich eine Anzeige in der Zeitung gesehen, dass die Wahlwieser Waldorfschule einen BuFDi sucht. Ich habe auch hospitiert. Mir hat es gleich hier gefallen.

Was hat Euch gut gefallen hier an der Schule?

Enes: Mir hat gefallen, wie die Schüler miteinander umgehen, so herzlich und hilfsbereit. Als ich mich beim ersten Besuch nach dem Sekretariat erkundigte, hat ein Fünftklässler mich gleich an der Hand genommen und dort hingebracht. Da wollte ich wissen, was hier los ist, wenn Schüler so nett sind. Auch die Kollegen waren gleich super herzlich zu mir.

Finnian: Mir hat auch von Anfang an die nette, freundliche und offene Art der Schüler gefallen. Das kenne ich so nicht von anderen Schulen.

Erlebt Ihr die Kollegen als hilfsbereit?

Enes: Ja, auf jeden Fall! Der Geschäftsführer Herr Heier interessiert sich für seine Mitarbeiter, er schaut, dass es mir hier gut geht. Das tut mir gut.

Finnian: Mega hilfsbereit! In der ersten Woche hat mich Frau Kiesebrink gefragt, ob sie mir einen Kaffee holen dürfte. Ich finde, dass die Kollegen auch nett miteinander umgehen.

Enes: Man merkt schon, dass es auch Spannungen gibt. Aber das wird seriös geklärt. Konfliktlösung wird hier groß geschrieben.

Und wie ist’s in der Küche, so als junge Männer?

Enes: In der Küche ist es total cool. Das Arbeiten dort macht mir total Spaß!

Finnian: Bis auf die stressige Zeit, wenn so viele Schüler auf einmal ihr Essen haben wollen, gefällt es mir in der Küche. Gemüse klein zu schneiden, das ist eine meditative Arbeit. Da kommt man zu sich. Und ich lerne Kochen fürs Studium.

 

Welche Erfahrungen habt Ihr in dem ersten halben Jahr gesammelt?

Enes: Ich habe extrem viel Menschenkenntnis gesammelt. Ich habe gelernt, Konflikte zu lösen und mit verschiedensten Menschen auszukommen. Das bringt unglaublich viel für später. Ich kann so einen Einsatz nur empfehlen.

Finnian: Ich habe die Erfahrung gemacht, dass das Betreuen von Kindern manchmal körperlich richtig anstrengend sein kann. Manchmal haben Kinder schlechte Tage, da treten sie mir auf die Füße. Ich fühle mich dann wie ein Boxsack. Da muss ich mich abgrenzen und behaupten lernen.

Macht es Sinn, ein ganzes Schuljahr zu bleiben?

Enes: Ja, je länger man hier bleibt, desto mehr lernt man dazu. Erst jetzt macht das Ganze für mich viel Sinn. Jetzt entspannt man sich. Jetzt kann ich auf andere Dinge eingehen, die ich vorher nicht gesehen habe. Ich kann jetzt auch richtig auf einzelne Kinder eingehen.

Finnian: Ein ganzes Schuljahr halte ich für sinnvoll. Erst jetzt habe ich mich so richtig eingefunden. Jetzt weiß ich, was bei den Kindern geht und was ich nicht bringen kann. Außerdem kann ich jetzt erst gut Grenzen bei den Kindern setzen. Das musste ich erst lernen.

Was war Euer schönstes Erlebnis bislang?

Enes: Für mich ist es ein tolles Gefühl, wenn mir etwas anvertraut wird und ich eine Aufgabe alleine übernehmen kann.  Schön ist auch, wenn die Schüler mir gegenüber Dankbarkeit und Respekt zeigen.

Finnian: Es gab viele goldene Momente, zum Beispiel, wenn man richtig zu einem Kind durchgedrungen ist. Einmal hat mir ein Erstklässler eine Wanze gezeigt, die wir zusammen beobachtet haben. Sein Glück dabei zu erleben, war richtig schön.

Wisst Ihr schon, wo es für Euch nach dem Schuljahr lang geht?

Enes: Für mich hat sich inzwischen alles geklärt. Ich mache eine Ausbildung zum Betriebselektroniker bei der Deutschen Bahn. Dort kann ich danach ein Duales Studium beginnen. Das allererste Bewerbungsgespräch an der Waldorfschule hat mir jetzt bei meiner Bewerbung bei der Bahn geholfen.

Finnian: Ich möchte in eineinhalb Jahren für sechs Monate nach Australien mit einem Freund. In der Zwischenzeit werde ich jobben. Danach könnte ich mir gut vorstellen, Grund- und Hauptschullehrer zu werden. Lehrer an der Waldorfschule, das wäre zwar schön, aber der Verdienst ist ein bisschen Quark. Ich will ja später Familie haben.

Wir danken herzlich für das offene und lebendige Gespräch!

Lust und Interesse am Bundesfreiwilligendienst bei uns?