Escuela „La Semilla“, unsere Patenschule in Bariloche, Patagonien, Argentinien
Die Schule „La Semilla-SEWBA“ ist ein gemeinnütziger Verein in San Carlos de Bariloche, Patagonien, Argentinien und es gibt dort einen Kindergarten, eine Grundschule und eine Oberstufe.
Unsere Musiklehrerin Anne Martin hat einen Besuch in Argentinien gemacht und hat uns viele Bilder und Eindrücke mitgebracht.
Mein Besuch bei unserer Partnerschule „La Semilla“ in Bariloche
Pünktlich um 6:45 Uhr, argentinischer Ortszeit, landete mein Flugzeug in Buenos Aires. Dort erwarteten mich Verena und Emilia. (Familie Damerau mit ihren drei Kindern war fast drei Jahre an unserer Schule und ist im August nach Buenos Aires zurückgekehrt.) Wie schön, in der Fremde von Freunden empfangen zu werden! Da es Sonntagmorgen war und die Straßen frei, fuhren wir mit dem Auto durch die Innenstadt und ich konnte einen kleinen Eindruck von Buenos Aires bekommen. Die nächsten anderthalb Tage verbrachte ich mit schönen Erlebnissen, neuen Erfahrungen und guten Gesprächen bei Familie Damerau.
Am nächsten Abend stieg ich wieder in ein Flugzeug, das mich nach zwei Stunden Flugzeit nach Bariloche brachte. Die ersten fünf Tage dort verbrachte ich mit meinem Sohn, meiner Enkelin und ihrer Familie. Die folgenden Fotos geben einen kleinen Eindruck der wunderbaren Landschaft und Natur dieser Gegend Patagoniens, wie ich sie erleben konnte, wieder.
Bariloche liegt fast 1000m hoch in einem Tal der südlichen Anden, direkt an einem großen See.
Nachdem ich schon viele Gespräche mit der Oma meiner Enkelin mütterlicherseits, die „La Semilla“ mitgegründet hat, und Anselm Förster über unsere Schulen geführt hatte, traf ich mich mit Anselm an einem Nachmittag an der Schule, um in Ruhe das Gelände, die Gebäude und die Klassenzimmer anzuschauen. Ich hatte ja schon viele Fotos gesehen, aber direkt vor Ort zu sein ist dann doch etwas ganz Anderes. Ich war unheimlich begeistert von der Größe des Geländes und den Möglichkeiten, die die Kinder dort zum Spielen haben. Es gibt viel Wald, Bäume zum Klettern, zwei eingezäunte Teiche und große Rasenflächen, auf denen auch der Sportunterricht stattfindet. Außerdem gehört auch der Schulgarten mit einem Gewächshaus dazu. Imposante Felsen ragen an einer Stelle zum Schulgebäude auf. Diese Felsen sollen demnächst geprüft werden, ob sie sich zum Klettern eignen.
Nach dem Rundgang durchs Schulgelände starteten wir die Besichtigung des Schulhauses, das ursprünglich einfach das Haus einer großen Familie war.
In diesem Schulhaus sind die Klassen 2-7 und die Klasse 10/11, das Sekretariat, ein kleiner Raum für Elterngespräche, drei Badezimmer (jeweils nur eine Toilette) und das Lehrerzimmer untergebracht. Alle Klassenräume sind sehr liebevoll eingerichtet und spätestens in diesen Räumen erkennt man sofort, dass man sich in einer Waldorfschule befindet. Schöne Tafelbilder, liebevoll gestaltete Jahreszeitentische, die Aquarellbilder an den Wänden u.v.m. Von vielen Klassenzimmern aus hat man einen traumhaften Blick in die Anden.
In die 1. Klasse, die – ebenso wie die 9. Klasse – in einem Anbau untergebracht ist, gehen 20 Kinder. Es ist die größte Klasse der gesamten Schule. Von Klasse 2 – 12 schwankt die Anzahl zwischen 10 – 18 Schülern, wobei die Klassenstärke in der Oberstufe deutlich abnimmt. Insgesamt besuchen 150 Schüler die Schule.
Die Abschlussklasse hat das Privileg, in dem neuen Rundbau, den unsere Schule größtenteils finanziert hat, unterrichtet zu werden. Hier finden aber auch die Konferenzen und andere Veranstaltungen außerhalb der Schulzeit statt. Die 12. Klasse probt gerade ihr Theaterstück, das Ende des Monats aufgeführt wird. Der letzte Höhepunkt und damit Abschluss ihrer Schulzeit. Alle Schüler*innen verlassen in Argentinien nach der 12.Klasse die Schule und benötigen keine besonderen Abschlussprüfungen, um anschließend eine Ausbildung zu machen oder zu studieren.
Am nächsten Morgen traf ich mich nach der großen Pause mit Anselm, um mich in jeder Klasse einmal kurz vorzustellen. Das war sehr nett! Manche Schüler:innen wollten auch wissen, wie unsere Schule heißt, wie alt ich bin und ob unser Unterricht auch so aufgebaut ist wie ihrer: erst der Hauptunterricht, dann der Fachunterricht. In der 5. Klasse gab es ein Geburtstagskind und ich bat die Schüler, mir ihr Geburtstagslied vorzusingen. Ein sehr schönes Lied, das ich von der Familie meiner Enkelin schon kannte. Anschließend sangen Anselm und ich der 5.Klasse unser Geburtstagslied, „was Gutes dir…“ vor. In der 8. Klasse kamen wir zufällig in den Musikunterricht und durften den Trommelübungen zuhören. Ich war sehr beeindruckt, wie gut die Schüler:innen verschiedene Rhythmen beherrschten.
Von allen Lehrer:innen wurde ich sehr herzlich und – wie es in Argentinien üblich ist – mit einem Wangenkuss begrüßt. An diesen schnell hingehauchten Kuss bei wirklich jeder Begegnung gewöhnte ich mich schnell. Im winzigen Lehrerzimmer – das auch Durchgangszimmer für Oberstufenschüler:innen ist, die in ihr Klassenzimmer müssen – hatte ich das Problem zu unterscheiden, wer Lehrer:in und wer Schüler:in ist. Das klärte sich dann durch den Wangenkuss, mit dem ich nur von den Lehrer:innen begrüßt wurde.
Zwei Tage später konnte ich noch bei dem Musiklehrer der Mittel-und Oberstufe hospitieren. Der Musikunterricht findet in den Klassenräumen der jeweiligen Klasse statt. Dafür müssen die Percussion Instrumente, das Keyboard und die Gitarren herumgeschleppt und alles immer wieder neu aufgebaut werden. Das benötigt viel Zeit! Was ich dann hörte und wie der Umgangston und die lockere Atmosphäre im Unterricht waren, hat mich sehr angesprochen. Von einem argentinischen Volkslied, das 9.–11. Klasse zusammen sangen, war ich so begeistert, dass ich den Musiklehrer bat, mir die Noten zu senden, damit ich es mit unseren Klassen auch singen kann. Ich warte noch…
Und dann wurde ich natürlich auch in die Konferenz eingeladen und konnte die große Spende unserer Schule mit einem Foto des Kollegiums überreichen. Dankbare, erleichterte Gesichter und viele „Gracias“- Ausrufe erfüllten den Raum und ich konnte spüren, wie wichtig unsere Unterstützung für diese Schule ist! Auch wenn das Außengelände fantastisch ist, das Schulhaus wirklich schön wirkt und ich überall erleben konnte, wie gut das vorwiegend junge Kollegium mit den Widrigkeiten des Platzmangels umgeht, haben doch die meisten Lehrer:innen ein großes Problem: sie verdienen nicht genug und müssen zum Teil noch einen zweiten Job annehmen. Außerdem stehen größere Reparaturarbeiten an, Gebäudeerweiterungen u.v.m. Ich hatte letztes Jahr in den Einblicken geschrieben, dass das Grundstück von einem Mann gekauft wurde, der der Waldorfschule sehr zugetan ist und auch viele Instandsetzungsarbeiten durchführen lässt und diese auch finanziell trägt. Das ist schon großartig, und trotzdem ist nicht genug Geld da, um den Lehrer:innen ein angemessenes Gehalt zahlen zu können. Die extrem hohe Inflation in Argentinien trägt natürlich auch zu diesem Missstand bei.
Zurück zur Konferenz! Über eine Stunde wurden mir Fragen gestellt über die Strukturen an unserer Schule, die Organisation der Selbstverwaltung, den Prozess der Aufnahme von Schüler:innen in die 1. Klasse, wie wir mit Inklusion umgehen …! Es hätte noch viele weitere Fragen gegeben, aber die für mich eingeplante Zeit war schon deutlich überschritten. Zum Dank für meinen Besuch und meine Bemühungen für ihre Schule, wurde mir ein wunderschöner, warmer Woll-Poncho überreicht. Außerdem werde ich noch kleine Videos aus den Unterrichten bekommen, die ich unseren Schüler:innen zeigen werde, um ihnen unsere „Partnerschule“ näher zu bringen. So hoffe ich sehr, dass ich – mithilfe meiner Kolleg:innen – unsere Schüler:innen motivieren kann, den WOW-Day an unserer Schule wieder aufzugreifen und mitzuhelfen, „La Semilla“ (bedeutet: der Samen) weiter gedeihen zu lassen.